Die abgründigen Philosophien der Johanna J.

Dienstag, Mai 22, 2007

Ich glaube es ist noch gar nicht so lang her dass bei uns in Europa Trachten getragen wurden, die den gesellschaftlichen Status ausdrücken. So trugen zum Beispiel verheiratete Mädchen eine andere Art Schürzen als unverheiratete. Manchmal wünsche ich mir sowas. Etwas das aussagt: frag gar nicht erst. Dieses Mädel ist vergeben. In Zeiten, wo ein romantischer Wunsch nach Ehe von moderner Unabhängigkeit verlacht und von schröpfenden Gesetzen hartherzig säkularisiert wird, wünsche ich mir doch ein Symbol dafür, dass ich mich jemandem versprochen habe. Auch wenn die Frage, wie lang die Beziehung denn schon währte, mich erschrecken lässt, tut es mir doch leid, jemanden enttäuschen zu müssen. Denn ich selbst habe eine derartige Ablehnung schon oft erleben müssen. Die Erwartungshaltung, die in eben erwähnter Frage nach der Dauer der Beziehung liegt: (du könntest doch untreu werden, dem mit dem du zusammen bist, absagen, versuch doch nur einmal mich kennenzulernen) macht mich ärgerlich und traurig zugleich und lässt mich in der heutigen Zeit an großen Worten wie Liebe und Treue zweifeln (was andere Menschen angeht, nicht was mich betrifft). Ich finde es äußerst vermessen und beleidigend so von mir zu denken, doch muss ich wohl annehmen dass es heutzutage usus ist, so zu denken? Vielleicht schon immer so war und erst in der heutigen Zeit, da es keine bindenen Symbole (denn wer heiratet denn heutzutage noch, doch kaum einer) gibt, tritt dieser Umstand erst richtig zutage?

6 Comments:

  • och, geheiratet wird doch noch reichlich. Zumindest bei uns hier unten. Symbole der Treue sind sicher was Schönes. Allerdings hat mein Vater immer gesagt: "Ich brauche keinen Ring um zu wissen, wo ich hingehöre." Deshalb hat er den nie getragen.
    Ich finde es aber schön, dass es offensichtlich noch Menschen gibt, denen Treue etwas bedeutet. Andererseits gibts davon glaube ich deutlich mehr, als uns die Klatschmedien glauben machen wollen. Es besteht also Hoffnung.

    By Blogger Mick, at 00:12  

  • Ich bin voll und ganz deiner Meinung. Treue sollte mit das Wichtigste in einer Beziehung sein. Untreue ist Respektlos.
    Wenn ich allerdings die Päarchen meiner Umgebung so betrachte, sind wir ziemlich weit von der guten "heilen" Welt entfernt.
    Aber dazu gehören immer zwei.

    By Anonymous Anonym, at 10:26  

  • genial... du sprichst mir aus der seele. genau diese situation kenne ich nur allzu gut. zwar gibt es heute keine schürzen mehr, aber dennoch drücken wir die zugehörigkeit mit freundschaftsringen o.ä. aus... aber die zählen für die meisten irgendwie nicht viel. wenn ein besserer partner in sicht ist, ist auch der ring schnell verschwunden bzw. ausgetauscht. Da steigt bei mir das gefühl empor, dass manche ihren lebensabschnittsgefährten nur wählen, weil grad kein besserer in sicht war und man aber dennoch nicht alleine sein wollte (denn wer will schon als single vor seinen “freunden” dastehen). wie du schon sagst: in zeiten von finanzieller/wirtschaftler unabhängigkeit von mann und frau braucht eigentlich niemand eine ehe bzw. partnerschaft. Aber wo bleibt dann die innigkeit, geborgenheit und zärtlichkeit, die man eigentlich immer braucht, wenn der partner ständig wechselt? Wo bleiben da die momente der ruhe und erholung, wenn man immer darauf gefasst sein muss, dass der partner einen betrügt oder man einfach ohne ihn dasteht (stichwort: verlustängste)? Da sehe ich die gefahren für die soziale verrohung, die zur zeit deutschland (oder auch den rest der welt) heimsucht. das birgt die inkompetenz, die unsere nachfolgenden generationen an den tag legen werden, wenn sie nicht in einer familie lernen/erfahren, wie man mit anderen menschen interagiert bzw. kommuniziert. das thema könnte ich noch ewig weiter so ziehen, aber dann würde ich mich in rage schreiben... ich hoffe der text löst auch so genügend emotionen aus, sich mal etwas näher damit zu beschäftigen und diesen zustand zu hinterfragen.
    daher danke ich dir für diesen text!

    By Blogger kuwaitystar, at 17:04  

  • Ich finde nicht nur Untreue respektlos, sondern auch dass andere Menschen von mir denken, ich könnte untreu werden. Das hat mich nun schon das zweite Mal derart schockiert, dass ich es eigentlich gar nicht glauben konnte. Manchmal bin ich, glaub ich, einfach zu naiv für die Realität -.-
    Ich geh immer davon aus, dass die Menschheit so rücksichtsvoll ist, wie ich (wenn ich nicht grad in Elefantenmanier in einen Fettnapf latsche), und unterstelle lieber Missverständnisse, als böse Absicht.

    Das Wort "Lebensabschnittsgefährte" gefällt mir überhaupt nicht. Ändert sich denn ein Leben so grundsätzlich, dass man immer gleich nen neuen Partner braucht? Oder kommt man nur einfach nicht mit ner Beziehung klar und hat den anderen irgendwann satt und rettet sich mit dieser "Ausrede"?

    Ich fürchte, Liebe wird immernoch total falsch verstanden. Alles muss 100% passen, sonst ist es nicht der Richtige. Solang die rosa Brille noch da ist, ist es ja auch kein Problem, aber irgendwann fängt dann irgendwas an, das holde rosa Glück so richtig zu nerven. Dann ist es Zeit für die Trennung oder nachzuschauen, wo die Probleme wirklich liegen. !

    By Blogger Johanna, at 00:28  

  • Treue, Liebe, Dauerhaftigkeit von Beziehungen - das alles sind Ideale. Unsere freiheitlich orientierte Gesellschaft ermöglicht Individuen, nach ihren eigenen Überzeugungen zu leben. Das ist Teil unserer Kultur. Die Kehrseite davon ist, daß jeder etwas anderes unter den plakativen Begriffen versteht und sie anders bewertet. Was dem einen hoch im Kurs steht, ist dem anderen nur ein unwichtiger Aspekt. Und er hat das Recht dazu! Versuche, der Gesellschaft ein gleichgeartetes Wertverständnis aufzuzwingen, sei es aus der religiösen oder politischen Ecke ("wahre Christen", "deutsche Leitkultur"), werden meist ziemlich rüde abgewehrt. Von daher wirst Du hierzulande immer auf Andersdenkende stossen, die Deine Werte nicht teilen, selbst wenn es um sogenannte Grundbegriffe wie "Liebe" geht. Witzigerweise ist "anders denken" und "Toleranz" hierzulande ebenfalls ein meist positiv besetzter Wert, auch bei mir. Aber: Beliebigkeit von Werten ist eine Gefahr von gewährter geistiger Freiheit. Außer: Du greifst nach Philosophien, die einen kategorischen Imperativ postulieren (Kant) oder eine Welt absoluter Ideen (Platon), so daß jeder zu den gleichen Idealen käme, wenn er nur genug nachdenken würde. Allein schon die Tatsache, daß es verschiedene Weltreligionen und Gesellschaftsformen gibt, dürfte jedoch gegen die Begründbarkeit einer solchen Hoffnung sprechen...

    By Blogger Fabulom, at 14:20  

  • Wenn ich mir die Beziehungen und Singles in meiem Umfeld so anschaue hätte meiner Meinung nach der eine oder andere ein Ideal nötig, aber ich möchte gewiss niemanden richten oder ihm vorschreiben, wie er zu leben hätte. Ich bin froh einen gleichgesinnten an meiner Seite zu haben.

    By Blogger Johanna, at 16:07  

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